(Eigen-)Verantwortung im BJJ oder im Leben
von Prof. Martin Guggi
Eines der höchsten Zeichen von Reife ist, wenn man die volle Verantwortung für das übernimmt was einem passiert. Ich möchte heute über etwas sehr Wichtiges schreiben, das mir wirklich am Herzen liegt.
Es gibt für alles was wir tun genügend Gründe, warum es nicht so funktioniert wie wir es uns erträumt haben. Die Gründe dafür suchen wir immer bei den anderen. Wer jedoch als mündiger Erwachsener ernst genommen werden will, sollte nicht wie ein Kind jemand anderes für seine eigene Unfähigkeiten verantwortlich machen.
Auch im BJJ oder im Sport allgemein können wir solche Schuldzuweisungen immer wieder beobachten.
Wenn du erfolgreich bist, brauchst du dich bei keinem dafür zu entschuldigen!
Umgekehrt wenn du es aber nicht bist, beschwere dich auch nicht!
Folgende Situation ist sicherlich nicht nur mir sehr oft aufgefallen: Zwei Leute sparren miteinander. Der eine ist erfolgreich und submittet den anderen. Derjenige der erfolgreich ist, braucht sich natürlich nicht zu rechtfertigen oder eine Begründung abzugeben, warum er siegreich war. Vom Unterlegenen habe ich aber schon sehr oft Gründe vernommen, warum es so gekommen ist.
Hier eine Liste der häufig verwendeten Ausreden bzw. Beschwerden:
- Der andere ist ja viel stärker als ich;
- Der andere ist ja viel schwerer als ich;
- Mit meinem Körper ist das nicht möglich;
- Ich bin einfach schlecht gebaut;
- Ich bin eine Frau;
- Weil ich so unbeweglich und schwach bin;
- Alle werden besser, nur ich nicht;
- Wenn ich nicht verletzt wäre, wäre das nicht so leicht gegangen;
- Soviel wie du trainierst – kein Wunder, dass du so gut bist.
- Du hast halt super Trainingspartner, ich aber leider nicht.
- Mit mir drillt halt keiner;
- Mein Trainer zeigt uns solche Techniken nicht;
- Mein Trainer mag mich nicht und bessert mich nie aus;
- Ich habe keine Akademie, wo ich regelmäßig trainieren könnte;
- Ich habe kein Geld um mir Training zu leisten;
- Meine Familie will nicht, dass ich trainiere;
- Ich habe keine Zeit fürs Training, da ich so viel arbeiten muss;
Man muss ja schließlich irgendwie erklären können warum man verloren hat…. Was ist also die richtige Antwort wenn einer fragt warum du beim rollen oder irgendwo sonst nicht erfolgreich warst? Gründe und Ausreden gibt es sicherlich genügend. Was jedoch fehlt ist, dass man selbst der Hauptgrund ist warum man nicht so erfolgreich ist, wie man es gerne hätte. Man könnte alle diese oben angeführten Gründe mit einem Grund ersetzen!
- Ich
„Es kommt nicht drauf an was passiert ist,
sondern es kommt darauf an, wie du damit umgehst!“
Jeder, wirklich jeder Mensch hat gute und schlechte Tage – im Leben wie auf der Matte. Oder um ein metaphorisches Bild zu verwenden: Die Sonne ist gestern über allen untergegangen! Der Unterschied ist was du aus einer Situation machst. Gute Grappler und schlechte Grappler machen am Beginn die gleiche Erfahrung. Sie werden sehr häufig submitted und das frustriert sie. Aber warum sind nach ein paar Monaten oder Jahren die einen unglaublich gewachsen und zählen auf einmal zu hervorragenden BJJlern und der andere noch immer nicht? Weil es nicht darauf ankommt was dir passiert, sondern wie du damit umgehst.
Glaubst du, dass du der einzige bist, der eine Verletzung vom Training davongetragen hat? Glaubst du, dass du der einzige bist, der über seltene Probleme oder Krankheiten verfügt?
Glaubst du, dass du der einzige bist, der sich vorkommt wie der größte Verlierer?
Glaubst du, dass erfolgreiche Menschen, egal ob im Beruf, Sport, Familienleben bei den Gründen verharrt sind, warum sie keinen Erfolg haben? Nein, das ist genau der Unterschied, diese Leute haben sich selbst in die Verantwortung genommen und eine Handlung gesetzt.
Leute die mit körperlichen Benachteiligungen zu leben gelernt haben:
- JJ Machado – hat von Geburt an nur eine ausgebildete Hand!
- Stephan Hawking – bedarf vermutlich keiner Erklärung
- Wenn du nicht gut genug bist – trainiere mehr und konzentrierter!
- Wenn du nicht stark oder beweglich genug bist – dann beginne dich öfter zu dehnen oder baue ein Krafttraining ein. – ist im BJJ meist nicht der Hauptgrund J
- Wenn du keine Leute zum Trainieren hast – dann starte eine Trainingsgruppe – oder wie glaubst du haben die heutigen großen BJJ Akademien früher angefangen? Die meisten starteten in einer Garage. Es gibt genügend Leute die dich gerne dabei unterstützen würden, wenn du beschließt selbst eine Gruppe zu leiten.
- Du bist klein oder schmächtig, das ist doch die beste Voraussetzung um technischer und auf lange Sicht den Großen und Kräftigen überlegener zu sein. Warum glaubst du sind Leute wie zB. Caio Terra so erfolgreich. Weil sie angefangen haben ihre Grundvoraussetzungen zu akzeptieren und was daraus zu machen oder weil sie weiterhin in Mitleid gebadet haben?
- Du bist eine Frau. Respekt, dass du dir diesen Sport ausgesucht hast. Meine technischten Sparringseinheiten hatte ich mit einer Frau. Männer suchen oft den Ausweg über die Kraft. Frauen haben das Glück dies vielfach nicht zu können und werden deshalb viel technischer als manche Männer. Ich würde mir manchmal wünschen in meiner Akademie der schwächste zu sein, denn dann hätte ich das größte Potential meine Techniken zu verfeinern und keinen Abkürzung über die Kraft zu nehmen.
- Aber ich habe eine Familie und muss 40h arbeiten! Du hast eine Frau und Kinder – unglaublich und meinst, dass BJJ wichtiger ist als deine Familie? Vielleicht solltest du einmal deine Wertigkeiten überprüfen. Du hast etwas erreicht, was vielen guten BJJlern ihr Leben lang nicht vergönnt ist. Siehe auch den Wert an diesen Dingen und versteife dich nicht auf ein einziges Ziel!
- Ich kann mir das Training nicht leisten. Jammere oder finde eine Lösung. Zu mir kam vor kurzem ein Schüler der als Flüchtling zu uns kam. Er verfügt über 120 Euro im Monat und wollte dem Verein 20 Euro davon geben und hat angeboten im Gegenzug zu putzen. Heute trainiert er gratis bei mir und ich bereue es keinen Tag von ihm kein Geld verlangt zu haben.
Natürlich wird es immer noch Leute geben, die von sich behaupten – aber das was mir passiert ist, das ist noch keinem passiert. Stimmt – das kann sein. Aber die Möglichkeit, die aus dieser Krise zur Veränderung entsteht, die hast auch nur du gehabt und sonst keiner.
Vergesst nie – jeder von uns hat seinen Rucksack zu tragen, es kommt aber darauf an wie wir ihn tragen!
Enttäuschungen sind keine speziellen Geschenke welche für arme Leute reserviert sind!
Selbst die besten Athleten hatten eine Zeit wo sie in der gleichen Situation waren. Sie haben aber eine Handlung gesetzt, sich selbst in den Spiegel geschaut und sind zu neuen Zielen aufgebrochen. Der Weg zum Ziel führt aber nicht gerade aus, sondern auch hier wird es immer wieder Umwege und neue Aufgaben geben.
Der Unterschied zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Menschen ist der, dass die einen Hindernisse und Rückschläge begrüßen und wissen, dass diese Aufgaben ihnen zum Wachstum verhelfen. Die anderen versinken in Selbstmitleid.
Die abschließende Frage ist: Angefangen mit Morgen – was willst du in deinem Leben, deinem Training verändern? Mit was bist du nicht zufrieden?
Love it!
Change it!
Leave it!
Keiner kann dein Leben, deine Probleme, deine Aufgaben auf der Matte bewältigen außer Dir selbst! Vergiss nie – entweder du handelst oder das Leben trifft die nicht getroffenen Entscheidungen für dich!
Action beats Reaction!
Nicht nur im BJJ Wettkampf sondern auch im Leben sollte man zuerst die Handlungen setzten bevor die Entscheidung jemand anders für dich trifft. Wenn du also nicht willst, dass es morgen so aussieht wie heute – dann musst du etwas tun.
Wissen ist nur dann Macht wenn eine Handlung folgt!
Die Wahl liegt bei Dir! Du hast die Möglichkeit dich jeden Tag zu verändern. Die Frage die bleibt ist, willst du dich verändern oder lieber Mitleid!?
Was kannst du also bereits morgen beginnen, was auf Dauer den Unterschied ausmachen wird! Jede Reise beginnt mit einem ersten kleinen Schritt!
Quelle:
Bei diesem Artikel wurde ich von einem Video von Jim Rohn inspiriert.